Das Jugendhilfezentrum "Gertrud Feiertag"
Seit 1997 ist das ehemalige Kinder- und Landschulheim Caputh in unserer Trägerschaft und wird seitdem als modernes Jugendhilfezentrum geführt.
1931 gründete die Sozialpädagogin, Gertrud Feiertag, das jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh. Mit ihrer in der damaligen Zeit ungewöhnlichen fortschrittlichen Pädagogik schaffte sie es, zusammen mit den Kindern und Lehrern einen Lebensraum zu gestalten, der vom gemeinsamen Lernen und Leben geprägt war.
Bis zur Vertreibung der jüdischen Kinder und Erwachsenen im November 1938 erfolgte eine von reformpädagogischen Ansätzen geprägte, ganzheitliche Betreuung der Kinder, die ihren Ausdruck in Naturverbundenheit und einem vielfältigen kulturellem Schaffen fand.
In Erinnerung an die herausragende Sozialpädagogin, Gertrud Feiertag, erfolgte anlässlich des 70-jährigen Gedenkens an die Reichspogromnacht die Umbenennung des Jugendhilfezentrums „Anne Frank“ in Jugendhilfezentrum „Gertrud Feiertag“. Wo einst Gertrud Feiertag wirkte, werden auch heute wieder junge Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet und zu einer eigenverantwortlichen Beteiligung am gesellschaftlichen Leben ermutigt.
Ergänzend zur Umbenennung des Jugendhilfezentrums wurde in der Zeit vom 09.11.2008 – 01.02.2009 eine Ausstellung im Schloss Caputh zur Geschichte des jüdischen Kinder- und Landschulheimes gezeigt.
Darüber hinaus haben wir uns für die Neuherausgabe des von den Erziehungswissenschaftlern, Prof. Dr. Hildegard Feidel-Mertz und Dr. Andreas Paetz, verfassten Buches „Das jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh – Ein verlorenes Paradies“ engagiert.
Mutter-Kind-Betreuung
Familienanaloge Wohngruppen
Zur SHBB gehören insgesamt 20 familienanaloge Wohngruppen, in denen Kinder aus Berlin und Brandenburg betreut werden. In diesen Wohngruppen haben sich die Erzieher/ Sozialpädagogen dazu entschieden, mit den Kindern und Jugendlichen eine auf Zeit angelegte…
Ein verlorenes Paradies
Das Buch „Das jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh – Ein verlorenes Paradies“ können Sie ab sofort hier käuflich erwerben.
Stolperstein für Gertrud Feiertag
Durch den Holocaust umgekommene jüdische Menschen, die einst mitten unter uns lebten, sollen nicht in Vergessenheit geraten. Vor dem Hintergrund dieser Verpflichtung hat der Kölner Künstler, Gunter Demnig, die so genannte „Stolperstein-Bewegung“ ins Leben gerufen. Auch Gertrud Feiertag, die Gründerin des jüdischen Kinder- und Landschulheimes drohte, trotz ihrer herausragenden reformpädagogischen Arbeit, die sie in den dreißiger Jahren in Caputh geleistet hat, fast in Vergessenheit zu geraten.
So ist es um zu erfreulicher, dass der Initiativkreis Albert-Einstein-Haus Caputh den entscheidenden Impuls zu der Errichtung eines Stolpersteines für Gertrud Feiertag gegeben hat. Auch die jüdischen ehemaligen Heimkinder hatten zum Teil noch Kontakt zu Albert Einstein vor dessen Emigration in die USA. Einige haben darüber berichtet, wie er ihnen erklärte, warum zum Beispiel die Sterne nicht vom Himmel fallen. Nachdem sein Sommerhaus, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Kinderheim befindet, unbewohnt war, konnte Gertrud Feiertag es für das Kinderheim nutzen. Ständig steigende Kinderzahlen machten eine Platzerweiterung erforderlich. Viele jüdische Kinder aus Berlin wurden von ihren Eltern in die Obhut von Gertrud Feiertag übergeben, damit sie ihre Kinder zunächst im geschützteren Caputh noch in Sicherheit wiegen konnten. Trotz schwieriger politischer Verhältnisse gelang es Gertrud Feiertag, den Kindern einen Lebensraum zu schaffen, der ihnen grundlegende Kompetenzen für ihr gesamtes späteres Leben vermittelte. So erinnern sich noch heute die jüdischen ehemaligen Bewohner ausgesprochen gerne an die Zeit in Caputh und die prägenden Erlebnisse in der Gemeinschaft mit anderen Kindern, Jugendlichen und Pädagogen. Aber nicht alle haben überlebt. In Folge der Ereignisse um die Reichspogromnacht kam es am 10. November 1938 auch zu einem Überfall auf das jüdische Kinderheim. Gertrud Feiertag und ihren Schützlingen blieb nur noch die übereilte Flucht aus Caputh.
Sie selbst blieb dann in Berlin und setzte sich weiter für das Überleben ihrer Kinder ein. 1942 gab es dann auch für sie keine Rettung mehr. Sie wurde nach Auschwitz deportiert und dort 1943 ermordet.
Die öffentliche Stolpersteinverlegung durch Gunter Demnig erfolgte am 10. März 2009 vor dem Eingang zum heutigen Jugendhilfezentrum Gertrud Feiertag.
Kinder des Holocaust zu Besuch im Jugendhilfezentrum "Gertrud Feiertag"
Am 12. August 2009 besuchten vierzehn Gäste aus Polen das Jugendhilfezentrum. Die Gruppe, welche sich auf Einladung des Maximiliam-Kolbe-Werkes zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Berlin befand, wollte sich über die reformpädagogische Arbeit von Gertrud Feiertag informieren. Selbst als Kinder des Holocaust intensiv von den damaligen Ereignissen geprägt, nahmen die Besuchen regen Anteil an der Situation der jüdischen Kinder und Jugendlichen unter Gertrud Feiertag.